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Ein altes Klavier wird zum Schmuckstück

Manches Klavier klingt noch nach längst vergessenen Zeiten: Mal hip nach Jazz oder Blues, mal traurig nach Beethoven und mal auch modern nach Yiruma. Doch leider will der Anblick den Genuss der Ohren nicht unterstreichen – öffnet man die Augen, sieht man sofort: Die gute Seele des alten Klaviers steckt in einem hässlichen Gewand. Das gute Stück kann zwar schnell gestimmt und ins Wohnzimmer gerückt werden, aber den hässlichen Mantel verliert das Klavier nicht so leicht.

Was tun? Das Klavier durch das Treppenhaus, in den Transporter und zu einer Lackierwerkstatt bringen? Sicher eine gute aber auch teure Lösung. Billiger und nicht weniger ansehnlich geht es Kreidefarbe – im eigenen Wohnzimmer und ohne mehrere Hundert Euro und ohne das schwere Klavier in die Hand zu nehmen. Wir haben es selbst ausprobiert – das Ergebnis seht ihr hier. Außerdem zeigen wir euch mit Tipps und Tricks, wie aus eurem alten Erbstück auch ein schöner Wohnzimmerhingucker wird.

Ihr habt Anmerkungen oder Kommentare? Über unser Kontaktformular erreicht ihr uns. Ihr wollt die Kreidefarbe kaufen? Hier könnt ihr die Original-Farbe, die wir verwendet haben, kaufen.

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Die Vorbereitung: Was ihr braucht

Genug Platz im Raum und Pappe drunter
Bevor es losgehen kann, braucht ihr einen Raum, in dem ihr das Klavier streicht: Für die verschiedenen Teile des Klaviers braucht ihr etwas Platz, den ihr am besten mit Karton auslegt – die Wachsfarbe ist zwar wasserlöslich, lästig ist das ständige Aufwischen von Farbspritzern aber trotzdem. Zudem sollten ihr die Tasten alle ausbreiten können.

Saugen und wischen
Damit sich in die Farbe nicht Fussel oder Staub mischen, haben wir das Wohnzimmer vor dem Streichen ordentlich gesaugt und gewischt und währenddessen auch nicht dort gegessen oder Ähnliches. Vor dem Streichen solltet ihr das Klavier auch mit einem feuchten Lappen wischen und den Staub dort entfernen

Die Werkzeuge
Schließlich braucht ihr auch ein paar Werkzeuge – wir haben verwendet: Schaumstoffrollen in zwei Größen, einen Pinsel, Plastiktüten (damit die Malutensilien für die Nacht luftdicht verpackt werden können) Plastikschale für die Farbe, Kreidefarbe, Handschleifblock (sehr fein), Softwax, Staubsauger, Tesastreifen oder Abklebeband, Messer.

Noch ein paar Tipps vorweg
Achtet immer darauf, die Umgebung möglichst staubfrei zu halten. So erspart ihr euch lästigen Staub auf der Farbe. Auch die Malutensilien sollten aus dem gleichen Grund nach jedem Streichen gewaschen werden. Außerdem: Die Kreidefarbe ist wasserlöslich – ihr braucht euch also keine Sorgen wegen ein paar Flecken auf der Arbeitskleidung zu machen. Allerdings gehen frische Flecken auch viel schneller weg als Flecken, die ihr am Boden antrocknen lasst.

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Die Vorbereitung: Das Klavier auseinanderbauen

Das Klavier auseinanderbauen: Fotos machen oder Teile markieren
Das Klavier selbst lässt sich ganz einfach auseinandernehmen: Unser Yamaha-Klavier hat nur ein paar verschraubte Teile, die meisten sind gesteckt. Damit es beim Zusammenbauen genauso einfach geht, könnt ihr mit dem Handy schnell Fotos von den einzelnen Schritten schießen oder mit einem weichen Bleistift die zusammengehörigen Teile markieren – „1“ gehört zu „1“ und „2“ zu „2“ und so weiter. Beim Zusammenbauen fangt ihr dann einfach mit der höchsten Zahl wieder an.

Das Klavier auseinanderbauen: Die Tasten herausnehmen
Zuletzt nehmt ihr die Tasten aus dem Klavier. Mit den Tasten im Klavier geht das Streichen leider nicht richtig, die vordere Leiste unter den Tasten lässt sich sonst nicht streichen, ohne dabei die Tasten auch zu erwischen. Eine Folie zwischen die Tasten und das Holzstück zu ziehen, wir eine große Fummelarbeit – lieber nehmt ihr die Tasten alle raus und legt sie in der gleichen Reihenfolge auf einen Tisch. Oft sind die Tasten auch unten oder hinten nummeriert. Dazu hebt ihr die Taste leicht an, indem ihr die hervorstehende Vorderkante nutzt. Sobald ihr die Taste von der Seite packen könnt, hebt ihr sie ganz heraus. Normalerweise stecken die Tasten hinten in zwei dünnen Metallstiften.

Das auseinandergebaute Klavier: Saugen und mit Folie abdecken
Im nackten Klavier findet sich nach den Jahren wahrscheinlich einiges an Staub – nehmt einfach euren Staubsauger mit einem Bürstenaufsatz und befreit das gute Stück vom Staub. Außerdem solltet ihr das Innere des Klaviers mit Folie abdecken. Die Folie könnt ihr einfach mit Tesa am Rand befestigen. So spritzt ihr nicht aus Versehen die Saiten mit Farbe oder Wachs voll und der Klang bleibt schön gleich.

Der Schriftzug: Abklebeband und Messer
Der Yamaha-Schriftzug in Gold war für uns eine kleine Herausforderung: Einfach drübermalen wollten wir nicht, aber abkleben war auch nicht einfach. Wir haben das Problem so gelöst: Mit einem Abklebeband haben wir den Schriftzug grob überklebt und sind dann entlang der Erhöhung durch den Buchstaben drunter die Kanten mit einem Messer sehr vorsichtig nachgefahren. Danach haben wir die überstehenden Stücke des Abklebebands heruntergekleckselt – eine Fummelarbeit und nicht ganz ungefährlich.

Weil uns der Yamaha-Schriftzug ohnehin nicht so gut gefallen hat, bleibt er jetzt erstmal weiß. Sollten wir später wieder das Gold drunter sehen wollen, können wir das Abklebeband einfach runternehmen.

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Das Streichen

Farbe mischen
Jetzt geht es richtig los. Öffnet den Eimer mit der Kreidefarbe und gebt davon etwas in den Plastikbehälter für die Farbe. Die Kreidefarbe ist sehr dickflüssig – falls ihr einen Antiklook herausbekommen wollt, könnt ihr die Farbe so lassen. Falls ihr die Farbe aber möglichst gleichmäßig auftragen wollt, könnt ihr sie einfach mit Wasser verdünnen. Umso dünnflüssiger die Farbe ist, desto weniger deckt sich auch. Dafür wirkt die Oberfläche glatter. Je dickflüssiger ihr die Farbe lasst, desto mehr Struktur bleibt dann auch von der Rolle zu sehen. Wir haben ein Verhältnis von etwa 2/3 Farbe und 1/3 Wasser für das ganz Klavier verwendet.

Die Teile und das Klavier streichen
Jetzt könnt ihr euch an die jeweiligen Teile heranmachen – wir haben jeweils alle Seiten des Holz gestrichen und nur die Rückseite des Klaviers unberührt gelassen. Aber Achtung: Die Farbe trocknet schnell. Innerhalb von wenigen Minuten entstehen so hässliche Übergange. Deshalb solltet ihr mit der Rolle zügig über die ganze Fläche fahren und immer längst streichen, nicht quer.

Wir haben, soweit möglich, die Rolle benutzt, um einen möglichst gleichmäßigen Anstrich zu bekommen. Für schwer zugängliche Stellen wie Ecken könnt ihr den Pinsel mit der Spitze kurz in ein Glas Wasser tunken und dann die Farbe nehmen. So wir die Farbe noch dünnflüssiger und lässt sich auch bei schweren Stellen leicht auftragen. Ihr müsst dann allerdings auch öfter drübergehen, um die gleiche Deckung zu erreichen.

Bei Bedarf wiederholen
Wenn ihr mit dem Ergebnis nach einem Mal schon zufrieden sein, könnt ihr die Farbe dann etwa zwei Stunden trocken lassen. Falls ihr wollt, dass die Farbe mehr deckt, könnt ihr schon nach fünf Minuten nochmal über die Stellen gehen.

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Schleifen und wachsen

Für alle, die keinen Antik-Look haben wollen: schleifen
Wer gerne einen Antik-Look haben will, kann auf das Schleifen verzichten. Andere gehen mit einem sehr feinen Handschleifblock über alle gestrichenen Flächen des Klaviers. Die Farbe sollte sich wie aufgetragene Kreide anfühlen. Wir haben das Klavier geschliffen, damit die Struktur der Farbe verschwindet und nicht unter dem Wachs sichtbar bleibt. Nach dem Schleifen solltet ihr den Raum nochmal saugen.

Für alle: wachsen
Damit die Farbe nicht schon bei jeder Berührung abgeht und Kleider weiß macht, kommt zu Schluss noch eine Wachsschicht darauf. Zuerst solltet ihr alle gestrichenen Flächen mit einem fusselfreien Tuch abwischen. Danach öffnet ihr die Wachsbox und gebt mit einem Plastiklöffel zwei Löffel Wachs in eine Schale oder einen Teller. Mit dem fusselfreien Tuch nehmt ihr jetzt eine erbsengroße Menge Wachs und tragt sie mit gleichmäßigen, kreisförmigen Bewegungen auf. Am besten ihr probiert den Vorgang zuerst an einer verdeckten Stelle aus. Außerdem solltet ihr zügig arbeiten, sonst lässt sich überschüssiges Wachs nicht mehr so leicht von der Oberfläche nehmen. Zum Abschluss geht ihr mit einem anderen Tuch in Streichrichtung über die Fläche und nehmt das überschüssige Wachs weg. Diese Bewegung ist nicht kreisförmig, sondern ein langer Zug.

Durch das Wachsen das Weiß nochmal etwas dunkler und wirkt glatter – auf unseren Bildern sind jeweils alle Bauteile außer dem Deckel über den Tasten gestrichen.

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Zusammenbauen und fertig!

Einen Tag mit dem Zusammenbauen warten
Ihr seid fast fertig! Nach dem Wachsen solltet ihr mit dem Zusammenbauen noch mindestens einen Tag warten, damit ihr die empfindliche Wachsschicht nicht beim Zusammenstecken oder -schrauben der Teile beschädigt.

Zur Erklärung: Ohne das Wachs ist der Anstrich sehr empfindlich und die Farbe geht schon bei Berührung ab – das Wachs verschließt die Oberfläche und bildet eine Schutzschicht. Dabei verbindet sich das Wachs mit der Farbe und härtet auch noch zwei Wochen später nach.

Ihr habt kleine Kinder und erwartet eine hohe Beanspruchung des Klaviers? Eine zweite Wachsschicht hilft – arbeitet nach dem Tag Pause einfach noch eine zweite Schicht Wachs ein.

Zusammenbauen und genießen
Zuletzt legt ihr noch die Tasten in der richtigen Reihenfolge ein und schraubt oder steckt die rechtlichen Teile an. Voila – herzlichen Glückwunsch zum neuen Klavier. Zumindest sieht es jetzt sehr schick und viel neuer aus!